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Dummheit

Was ist Dummheit?

Dummheit ist der nicht durch äußere Umstände erzwungene, sondern freiwillige Verzicht auf mögliche Einsicht und Erkenntnis. Sie äußert sich in einem Nicht-wissen- und Nicht-Verstehen-Wollen. Während man sich einerseits selbst und andere mit dem Vorwand belügt, Erkenntnis und das Leben der Erkenntnis bringe einem Nachteile und sei angeblich von den Mitmenschen oder „der Gesellschaft“ nicht erwünscht — man würde dadurch unangenehm auffallen und womöglich abgestraft —, ist andererseits zumeist im Hintergrund eine erhebliche Spekulation auf Vorteile aktiv. Etwa: Indem man sich hilflos aufführt, spekuliert man auf Hilfe, versucht also andere auszunutzen.

Der Versorgungsanspruch

Dieses Muster, „sich dumm zu stellen“, ist sehr verbreitet, denn es kann in einer auf Komfort, Angenehmes und Bequemlichkeit basierenden Kultur einen Versorgungsanspruch erheben, der häufig sogar erfüllt wird (jedenfalls solange noch ein gewisser allgemeiner Wohlstand oder gar Überfluß vorhanden ist). Der Glucken- und Versorgungsstaat fördert die Dummheit, denn er braucht die willigen Schafe, um sie später umso leichter scheren und schlachten zu können.

Selbsteinordnung

Der Dumme glorifiziert und bewundert die Berühmten, Reichen und (angeblich) Mächtigen. Für ihn gibt es eine feststehende Rangordnung, an der nicht gerüttelt werden kann. Charakteristischer Orientierungspunkt eines solchen hierarchischen Denkens ist der „Intelligenzquotient“, der sich vorwiegend an mathematisch-logischen Begabungen orientiert und eine Vielzahl anderer wichtiger Fähigkeiten wie z.B. Liebesfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Intuition, ästhetisches oder Wertempfinden komplett übergeht — ganz zu schweigen von praktischen Fähigkeiten oder gar Charaktereigenschaften wie Tatkraft, Mut, Opferbereitschaft oder Zivilcourage. Er meint, er hätte durch derartige feststehende Bewertungen seinen Platz schicksalhaft zugeteilt bekommen. Daran lasse sich auch nichts ändern, und daran will er auch nichts ändern. All seine Ahnungen, Sehnsüchte und Hoffnungen projiziert er dann auf öffentliche Kunstfiguren („Prominente“), auf Autoritäten oder auf jenseitige, als übergeordnet angenommene Mächte wie Gott, Teufel, Vaterland oder Partei.

Medien- und Obrigkeitsgläubigkeit

Eine besonders charakteristische Ausprägung von Dummheit ist die Gläubigkeit, mit der Verlautbarungen der politisch und religiös Herrschenden übernommen und nachgeplappert werden. Gläubiger Medienkonsum und Selbstidentifikation mit geltenden Normen und Regeln sind Kennzeichen dieser Lebenseinstellung. Gerät dieses Denken in Bedrängnis, etwa indem Anforderungen an Eigenverantwortung und selbständiges Handeln gestellt werden, wird gerne mit dem Einwand reagiert, man hätte „Angst“ aufzufallen oder „auf sich aufmerksam zu machen“.

Neid als Indikator

So lebt die Dummheit wie in einer selbstgewählten dunklen Ecke; sie scheut das Licht der Erkenntnis, des Wissens und der Neuheit. Sie fühlt sich da wohl, wo viele andere „genauso“ sind, wo dumpfe Ressentiments herrschen, unterdrückte Wut, unterdrückte Sexualität, unterdrückter Neid auf die, die sich zeigen und im Licht leben.

Unfähigkeit zur Selbsthinterfragung

Scheinbar im Widerspruch zu obigen Eigenschaften steht die Unfähigkeit und völlige Nichtbereitschaft des Dummen, sich und das eigene Denken, Verhalten und Werten infragezustellen oder gar näher zu untersuchen. Er nimmt seine Annahmen allesamt als absolut, so als wären sie in Beton gegossen. Man kann auch sagen: Dummheit zeichnet sich dadurch aus, daß sie immer meint, recht zu haben und sich nicht zu irren, während Klugheit eher zögerlich ist und Selbstzweifel hegt. Dadurch sind die Dummen sturer und beharrlicher als die Klugen und setzen sich in einfachen Situationen oft schneller durch.

Gibt es einen Ausweg?

Gegen Dummheit läßt sich nichts ausrichten, solange der Betreffende nicht erst selbst der Einschränkungen und der Würdelosigkeit seiner Lage gewahr wird. Neid und verdrängte Wünsche sind hierbei ein guter Fingerzeig, denn sie verweisen auf das Gebiet jenseits der selbstgesteckten Grenze. Hinter dieser Grenze harrt die Freiheit.

Gerd-Lothar Reschke 16.10.2009
Gerd-Lothar Reschke 30.03.2019 14:09 (kopiert aus NR-Wiki)