Viele Menschen sagen, sie seien nicht eifersüchtig. Andere sind es, würden es aber niemals zugeben. Wiederum andere sind sich dessen nicht einmal bewußt. Ob es Menschen ohne Eifersucht gibt, weiß ich nicht; ich kenne niemanden.
Eifersucht ist ein instinktives Gefühl, welches man nicht beeinflussen kann. Meistens geht es um etwas, was einem fehlt, um etwas, was man selber gerne haben möchte. Eifersucht hat also mit unerfüllten Wünschen zu tun. Ein klassischer Eifersuchtsfall ist der zwischen den Partnern. Der eine wird eifersüchtig, weil der Partner sich zu sehr mit jemand anderem beschäftigt. Aber warum? Der Eifersüchtige hält den Partner und dessen Aufmerksamkeit für sein alleiniges Besitztum. Eifersucht hat mit „Besitzirrtum“ zu tun. Man möchte den anderen kontrollieren, sein Verhalten beherrschen, bis in dessen private Neigungen und Bedürfnisse hinein. Der andere soll Teil des eigenen Lebens sein oder werden.
Eine typische Begleiterscheinung von Eifersucht ist es, sich selbst als klein, wertlos, mißachtet und ungeliebt zu empfinden - die Eifersucht wirkt auf diese negativen Einstellungen und Bewertungen der eigenen Person wie ein starkes Vergrößerungsglas und läßt sie schmerzlich bis qualvoll in Erscheinung treten. Wir meinen dann, andere wären viel glücklicher, vom Leben besser behandelt und geliebt, selbst wenn es nur nach außen hin so aussieht.
Konventionelle Interpretation von Eifersucht Leider gibt es ein landläufiges Vorurteil, nach dem Eifersucht als gerechtfertigt betrachtet wird, indem sie als Kennzeichen von tiefer und echter Liebe interpretiert wird. Dadurch wird viel Schaden angerichtet, weil die wahre Ursache der Eifersucht damit verdeckt und geleugnet wird. Eine Moral, die Ansprüche und Rechte auf den anderen proklamiert, so wie es die konventionelle kirchliche Sichtweise tut, leistet der Eifersucht Vorschub und konditioniert geradezu auf sie hin. Das gängige Stichwort heißt hier „Treue“ - gemeint ist damit die wechselseitige Verpflichtung, spontane Regungen und Sympathien, sollten sie nicht zum beiderseitigen Besitzanspruch (etwa der Ehe) passen, zu unterdrücken. Dann meint man, das auch vom Partner einfordern zu können.
Die Eifersucht ist ein Empfinden wie jedes andere, das unangemeldet heraufkommt. Es fühlt sich zwar unangenehm an, aber doch ist es harmlos, wenn man sich deswegen nicht anklagt und sich nicht in dieses Empfinden hineinsteigert. Eifersucht wird erst da mühsam, wenn sie auf den anderen projiziert wird und dem anderen die Schuld dafür gibt: „Du hast mich eifersüchtig gemacht.“ Das stimmt so nicht; die Eifersucht entspringt in einem selbst und verebbt wieder, wenn man sich bewußt macht, daß sie aus einer falschen Ausrichtung entspringt. Um die Eifersucht als etwas Neutrales ansehen zu können, sollte man sich bewußt machen, daß es immer um ein eigenes Fehlen von etwas geht. Man versucht dann irrtümlicherweise außen zu suchen, was innen fehlt. Macht man sich die wahren Gründe der Eifersucht bewußt, so ist es möglich, daß sich die Eifersucht abschwächt und sogar für immer verschwindet.
— Tatiana Sallaum, 30.12.2007
— Gerd-Lothar Reschke 30.03.2019 14:01 (einkopiert aus NR-Wiki