Deutscher Rechtsanwalt, Rechtsphilosoph, Schriftsteller (1903 Frankfurt/Main - 1995, New York)
Stationen u.a.: Sohn jüdischer Eltern. Jurastudium in München und Frankfurt/Main. Verliert 1933 seine Anwaltszulassung und geht nach Paris. Kommt in ein französisches Internierungslager. 1941 trifft er auf Umwegen in New York ein. Arbeitet als Graphologe in Chicago. 1945 Rückkehr nach New York.
Arbeitsgebiete: Gedicht, Essay, Erzählung, Roman, Theaterstück.
Otto Mainzer ist, wie mit ihm auch Wilhelm Reich, zeitlebens ein vehementer Kritiker der sexuellen Zwangswirtschaft gewesen, bei der die natürlichen Bedürfnisse des Menschen und seine ursprünglich noch unverfälschte Erotik in ein System von Konditionierungen und moralischen Regelungen eingebunden werden. Scharfsichtig und sensibel hat er in seinen Schriften aufgezeigt, wie Staat, Kirche und Industrie die sexuelle und Lustenergie des einzelnen verkümmern und so umlenken, daß sie ihren eigenen Zwecken zugute kommt:
Wenn heute Millionen von Menschen auf der ganzen Erde unabhängig voneinander auf den verzweifelten Gedanken kommen, daß dieser ganze Betrieb und Rummel, der sich Menschenleben nennt: Staat, Wirtschaft, Kirche, Kunst und Wissenschaft, keinerlei Sinn mehr für sie hat, daß sie allein und verloren unter der Fuchtel unbekannter Gewalthaber in einem Arbeitshaus von Irren schuften, dessen Werkziel darin besteht, sich eines Tages selbst in die Luft zu sprengen, – dann liegt der letzte Grund in der seit Jahrtausenden geübten Verstümmelung der sexuellen Funktion im Dienste wirtschaftlicher Interessen.
Die Korrumpierung des Geschlechts ist der verhängnisvollste Tatbestand, den es für das Liebesglück des Einzelnen wie das Gedeihen der Gesellschaft geben kann. Sie ist die eigentliche und einzige Erbsünde der Menschheit.
Otto Mainzer (1986)
— Gerd-Lothar Reschke 7.4.2008, 25.9.2011
— Gerd-Lothar Reschke 30.03.2019 10:56 (einkopiert aus NR-Wiki)