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Wut

Hinter Wut können sich ganz verschiedene Motive und Antriebe verbergen. So kann Wut direkter, authentischer Ausdruck von Lebenskraft sein, sie kann aber auch Ausfluß eines frustrierten Egos sein, das nicht bereit ist, sich mit klaren Tatsachen abzufinden oder Verantwortung für eine sinnvolle Lösung der fraglichen Situation zu übernehmen.

Grundsätzlich ist Wut die Reaktion eines Menschen auf herbe Enttäuschung und auf eine hierdurch erzeugte Zwangslage. Das reicht vom Kleinkind, das nicht rechtzeitig seine Nahrung verabreicht bekommt oder dem ein Spielzeug entwendet worden ist, bis hin zum Zorn eines Erwachsenen, der mit Ignoranz, Ungerechtigkeit, Dummheit oder Grausamkeit konfrontiert ist.

Wut als Energie

Die Energie der Wut kommt nicht aus dem Denken, sondern steigt von unten, aus dem Bauch auf. Sie kann einhergehen mit einem Veränderungs- bzw. Handlungswunsch, sie kann aber auch, als „ohnmächtige Wut“, in Resignation oder Depression münden. Als tieferer Auslöser läßt sich Trauer lokalisieren, etwa die Trauer, nicht verstanden zu werden oder sich nicht verständlich machen zu können.

Wenn Wut unterdrückt und heruntergeschluckt wird, führt dies zu Frustration, Trauer und Selbsthaß. Die Wut kehrt sich dann gegen den Menschen und zehrt an ihm. Geschieht dies öfter und ohne zwischenzeitliche Abfuhr der gestauten Energie, so kann das zu physischen und psychischen Krankheiten führen: Freßsucht, Depression, Selbstverletzung, Haß, Sadismus, Zerstörungswut usw.

Wut des Egos bzw. der falschen Persönlichkeit

Zu den bestimmenden Merkmalen des Egos gehört, daß es stets versucht, sich eine glänzende Persönlichkeit aufzubauen. Das Ego möchte Kontrolle über seine Umwelt, möchte „erfolgreich“ sein, bestätigt und bewundert werden, und es strebt nach Aufmerksamkeit anderer. Werden die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, indem man z.B. übergangen, mißachtet, nicht den eigenen Ansprüchen entsprechend bewundert oder belohnt wird, so entwickelt das Ego sehr schnell Wut — womit es dem instinktiven Gebaren von Säuglingen und Kleinkindern ähnelt. Es entstehen Rachegelüste. Lärmende Wut lenkt vom Gefühl der Zurückgesetztheit und Desillusionierung ab und simuliert ein Gefühl von Größe, Stärke und Bedeutsamkeit, indem sie sich durch das verursachte Theater die Aufmerksamkeit der Umgebung erzwingt.

Der Betreffende erliegt hierbei der falschen Annahme, andere Menschen seien ihm etwas schuldig, er selbst und seine vermeintlich immer nur besten Eigenschaften würden jedoch nicht hinreichend gewürdigt. Gerade nahestehende Menschen, also Freunde oder Familienmitglieder, werden so oft zur Zielscheibe dieser Projektion.

Der „Tunnelblick“ der Wut sucht nach Bestätigungen seines Denkens und versperrt den Blick auf die Gesamtheit der Tatsachen. Wut wird zu einem Schutzmechanismus des Egos, zur Selbstrechtfertigung. Man lehnt es ab, Verantwortung für die eigene Lage zu übernehmen, projiziert diese Verantwortung auf die Mitmenschen und oft auch, im politischen Kontext, auf die gesamte Gesellschaft bzw. auf die zeitgenössische Kultur.

Wut im sozialen Kontext

Gerade in den hiesigen westlichen Zivilisationen mit ihrer christlichen Moral gilt Wut als unanständig und „böse“. In der Erziehung wird den Kindern beigebracht, daß man nicht wütend sein darf. Es soll sogar die Entstehung jeglicher Wut vermieden werden, was so gar nicht praktikabel ist.

Wut muß als Ausdruck von Lebenskraft erst einmal angenommen werden. Tabuisierung von Wut steht mit Tabuisierung von Lebenskraft in Zusammenhang, denn ähnlich wie Sexualität ist Wut eine oft unbeherrschbare, den Verstand überrollende Kraft. Gehemmte Wut führt dazu, daß der Mensch regelrecht abstumpft und einfriert. Die Energie bleibt im Körper stecken und vergiftet den Organismus.

Blockierte Wut kann noch nach Jahren, ja sogar nach Jahrzehnten zu Störungen und Hemmungen führen, die sich z.B. in Alpträumen oder spontanen Haßreaktionen äußern. Es fällt dann im Alltagsleben, also außerhalb einer geschützten therapeutischen Umgebung, die zur Problembewältigung beiträgt, schwer, noch der eigentlichen Ursache solcher Wut auf die Spur zu kommen. Die Wut wird dann oft in einen geistigen Überbau investiert, z.B. in politischen Protest, in religiösen Wahn oder in sexuelle Perversionen, während die Wurzeln dieser Motivationen nicht mehr ausfindig gemacht werden können.

Mögliche Lösungswege

Zur Lösung ist es wichtig, die lange aufgestaute Wut wieder in Fluß zu bringen und als pure Energie zu erkennen. Es empfiehlt sich, dies in geschütztem, separatem Rahmen zu tun, etwa in einer therapeutischen Umgebung. Lautes Schreien oder Auf-Kissen-Schlagen hat meistens befreiende Wirkung — die blockierte, vergiftende Energie kommt in Bewegung und wird abgebaut. Gefühle von Gelähmtheit und Aussichtslosigkeit verschwinden; man hat den Eindruck, aus einem erstickenden Käfig herauszukommen und alte Fesseln zu sprengen. (Siehe die Forschungen von Wilhelm Reich sowie seiner Nachfolger aus der Bioenergetik.)

Die Verlagerung in die Therapie ist aber auch nur ein vorübergehend linderndes Provisorium. Generell muß es darum gehen, für belastende Situationen praktische Lösungen zu finden und diese durch zupackendes Handeln Wirklichkeit werden zu lassen. Die eigentliche Lösung ist keine emotionale und keine psychologische, sondern sie geschieht als richtiges Handeln in der Sache, nämlich als Finden der besten Antwort auf eine aktuelle Anforderung bzw. auf eine Fragestellung der Gegenwart.

Studienbeispiel: Video

Als Anschauungs- und Studienbeispiel sei das folgende Video empfohlen. Es zeigt das hysterische Verhalten einer Chinesin, die soeben erfahren hat, daß sie ihr Flugzeug verpaßt hat:

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info/wut.txt · Zuletzt geändert: 1.05.2024-13:15 von gerdlothar

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