GLR | 3.1.2016
Regisseur: Morten Tyldum. 2014.
Hauptfigur des Films ist der Mathematiker (Informatiker) Alan Turing. Turing ist mir natürlich vom Studium her längst bekannt, und von der Enigma-Entschlüsselung hatte ich früher bereits gehört. Ich hatte auch vor längerer Zeit irgendwo eine Rezension des Films gesehen, wo eher abgeraten wurde, da angeblich das Filmende mißlungen wäre.
Der Film wühlte mich dann unerwartet stark auf. Seit der "Sherlock"-Filmreihe mit Benedict Cumberbatch faszinierte mich dessen intensives und aufrichtiges Spiel; hier war es sogar noch eindrucksvoller. Der Grund für meine starke Betroffenheit, die vor allem nach Ansehen des Films und bis in die Nacht und die nächtlichen Träume weiter anhielt, liegt aber in starken Parallelen der Hauptfigur zu meinen eigenen Erfahrungen. Ich komme hier in Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, weil es sich um eine Mischung aus vielen Dingen zugleich handelt: soziale Isoliertheit, die sogenannte "Genialität" (das ist aber nur ein Versuch des Mainstreams, Sachen, die er nicht versteht, in eine Schublade zu packen), sexuelle Tabus, sowie der Versuch, auf neuen Wegen zu kommunizieren (Logik, Computer, Informatik). Die Unbarmherzigkeit der prüden englischen Moral, die nur vorgeblich heute überwunden ist, hat Alan Turing, dem ebendieses Großbritannien unendlich viel verdankt, regelrecht gefoltert und vernichtet.
(Ich halte die Engländer für eine der sexualfeindlichsten Gesellschaften auf dem Planeten; dies deckt sich wiederum mit meinen grausamen Erfahrungen mit der preußischen "Erziehung", die genau dasselbe ist, nämlich Zwang und Unterdrückung aller subtiler Empfindungen und Neigungen.) Aussagen des Regisseurs und/oder anderer im Zusatzmaterial der DVD, wonach es wichtig sei, Menschen zu akzeptieren, die "anders" seien, bleiben bloßes, dem scheintoleranten Zeitgeist entsprechendes Lippenbekenntnis. Denn ebendies findet in der heutigen Gesellschaft genausowenig statt wie eh und je: Wer "anders" ist, gehört schon per definitionem nicht dazu, denn jede Gesellschaftsmoral definiert sich gerade durch ihren Normenkanon — ansonsten wäre sie keine Moral und keine Gemeinschaft. Der normale Mensch kann nicht anders als normal denken. Andernfalls wäre er kein normaler Mensch mehr, sondern ein Krieger, ein Freier, ein Fühlender, ein Alleinstehender. Und daß diese normalen bzw. normierten Menschen das nicht merken, sondern sich sogar noch besonders "tolerant" dünken, bestätigt nur das innere Gefängnis, in dem sie sitzen.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet beschreibt der Film nun genau das, was solche Gesellschaften tun: sie benutzen Menschen; ansonsten sind sie nicht an ihnen interessiert. Turing wurde benutzt und nach Benutzung weggeworfen. Völlig klar, warum Hollywood an der Geschichte kein Interesse hatte und der Film von einem unabhängigen Studio produziert werden mußte. Und genauso klar, warum die Verdienste Turings auch weiterhin nicht angemessen gewürdigt werden.
Ich fühlte mich während des Films immer wieder an die Entschlüsselung der Falschgeldsystem-Betrugstricks erinnert, und daß man auch mit diesem Wissen allein steht. Dinge zu verstehen ist ein einsames Geschäft. Es ist eben nicht so, daß die Allgemeinheit an der Wahrheit interessiert wäre. Selbst dann nicht, wenn sie ihr nützen würde.
Benedict Cumberbatch confessed that in one of the final scenes of the film, he couldn't stop crying and had a breakdown. It was, as he said, "Being an actor or a person that had grown incredibly fond of the character and thinking what he had suffered and how that had affected him."
In an interview with USA Today, Benedict Cumberbatch said of Turing's Royal Pardon, "The only person who should be pardoning anybody is him (Turing). Hopefully, the film will bring to the fore what an extraordinary human being he was and how appalling (his treatment by the government was). It's a really shameful, disgraceful part of our history."
Hier einige interessante Infos zur Verschüsselungsmaschine Enigma, zu Alan Turing und zu den ersten Computern:
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