GLR | 28.11.2021, Update 29.12.2021, 8.4.2024, 14.4., 24.4., 29.5., 29.7., 7.8., 12.8., 22.8., 11.12., 19.12.
Richard Horatio Edgar Wallace
* 1. April 1875, † 10. Februar 1932
Edgar Wallace war ein englischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur, Journalist und Dramatiker. Er gilt als einer der erfolgreichsten Krimi-Autoren der Welt. Er schrieb 175 Romane, 24 Theaterstücke und zahllose Artikel in Zeitschriften und Journalen. Bevor er schriftstellerisch tätig war, hatte er bereits abwechselnd als Zeitungsjunge, Abräumer in einer Druckerei, Laufbursche, Arbeiter in einer Gummifabrik, Gehilfe eines Blumenhändlers, Schiffskoch, Milchmann, Maurergehilfe, Nachtwächter, Maurergeselle, Soldat, Liedermacher, Kriegsberichterstatter, Reporter und Redakteur gearbeitet.
Interessantes über die Schreibmethode von Edgar Wallace findet sich im englischen Wikipedia:
Wallace sprach seine Worte auf Wachswalzen (die damaligen Diktiergeräte), und seine Sekretärinnen tippten den Text ab. Dies mag der Grund sein, warum er so schnell arbeiten konnte und warum seine Geschichten einen erzählerischen Drive haben. Viele von Wallaces erfolgreichen Büchern diktierte er auf diese Weise in zwei oder drei Tagen, eingeschlossen mit Stangen Zigaretten und endlosen Kannen süßen Tees, und arbeitete oft fast ununterbrochen in 72 Stunden.
Die meisten seiner Romane wurden in Abschnitten fortgesetzt, aber auf diese Weise geschrieben. Die Fortsetzungsgeschichten, die stattdessen stückweise geschrieben wurden, haben eine deutlich andere erzählerische Energie, die den Leser nicht auf der Welle der Geschichte mitreißt. Wallace redigierte seine Werke nach dem Diktieren und Abtippen nur selten selbst, sondern schickte sie direkt an die Verlage, da er die Überarbeitung seiner Werke durch andere Redakteure strikt ablehnte. Der Verlag prüfte seine Werke vor dem Druck nur oberflächlich auf sachliche Fehler.
Wallace sah sich mit weit verbreiteten Anschuldigungen konfrontiert, daß er Ghostwriter einsetzte, um Bücher zu schreiben, obwohl es dafür keine Beweise gibt, und seine Produktivität wurde zum Gegenstand von Karikaturen und Skizzen. Seine "Drei-Tage-Bücher", die er abspulte, um die Kredithaie von der Tür fernzuhalten, wurden von der Kritik kaum gelobt.
Die klamaukhaften deutschen Verfilmungen (siehe unten) haben das deutsche Publikum leider von den Stärken des Stils dieses Autors abgelenkt. Edgar Wallace schreibt ungekünstelt, direkt, bodenständig und mit einem gehörigen Maß an gesunder Menschenkenntnis. Aus seinen Werken spricht eine tiefe Lebenserfahrung, die er in teilweise spröde, hintergründig humorvolle, oft auch saloppe und kernige Formulierungen umsetzt. Für eine intellektuelle Leserschaft, deren Erwartungen in Deutschland leider oft als alleingültiger Maßstab dienen,
mögen seine Schriften plump und grobschlächtig wirken. Das ändert aber nichts an ihrer Qualität und hintergründigen Substanz.
Man kann Edgar Wallace auch mit Recht als Meister der verblüffenden Auflösungen bezeichnen. So gut wie alle seiner Romane beinhalten eine überraschende Wendung, die mitunter wie ein gelungener Zaubertrick wirkt. Ein gutes Beispiel sind seine Frühwerke, die Afrika-Romane, die ihm seinerzeit (ab 1911) zum Durchbruch verhalfen. Sie bestehen aus einzelnen Kurzgeschichten, die am Ende stets durch eine geschickte Pointe, manchmal in Form einer unerwarteten Auflösung, manchmal in Form einer Lebensweisheit, mitunter auch durch einen komischen Effekt
beeindrucken.
Es gibt wohl wenig Autoren, die über einen derart üppigen Einfallsreichtum verfügt haben und mit immer neuen Konstellationen und Auflösungen aufwarten konnten.
Wenn mir interessante Aussprüche von Edgar Wallace unterkommen — sie sind in der Regel ziemlich versteckt, als kurze Zwischenbemerkungen, in seinen Romanen zu finden — gebe ich sie hier wieder:
Die menschliche Natur bleibt immer dieselbe, daran ändern auch die modernen Zeiten nichts.
(Aus einem seiner Romane, ich weiß leider nicht mehr, aus welchem)
Haß entsteht nur aus Furcht.
Aus "Das Gesicht im Dunkel"
Es gibt bei Edgar Wallace einige Motive bzw. Handlungsmuster, die mit einer auffallenden Häufigkeit in seinen Werken zu finden sind. Zum Beispiel:
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Mit "The Four Just Men" startete Edgar Wallace als Romanbuchautor. Leider befinden sich Handlung, Charaktere und Spannung auf niedrigem Qualitätsniveau; vor allem der zweite Roman kann aufgrund der verworrenen Dramaturgie und der völlig plumpen Personenbeschreibung nur als enttäuschend bezeichnet werden. Bereits der Grundansatz der Serie, angeblich für Gerechtigkeit eintretende Kriminelle so zu inszenieren, daß der Leser Sympathie für sie empfinden soll, scheitert aufgrund der inneren Widersprüchlichkeit der Idee.
Phasenweise werden die Protagonisten dann als Übermenschen dargestellt, die nicht nur über unendliche finanzielle Mittel verfügen, sondern mit geradezu wunderbarer Intelligenz und Organisationsfähigkeit ausgestattet sind.
Da den vier Gerechten keine nennenswerte Gegenkraft, weder im Sinne von Moral, noch von Raffinesse und Einfallsreichtum, gegenübersteht, baut sich keine rechte Spannung auf, wie sie für gute Kriminalgeschichten charakteristisch ist. Erst in seinen späteren Werken wird es dem Autor gelingen, das Spielfeld, in dem Gut und Böse gegeneinander antreten, entsprechend farbig und faszinierend auszugestalten.
Nr. | Originaltitel, Erscheinungsjahr | Deutscher Titel, Erscheinungsjahr | 1 |
---|---|---|---|
1 | Sanders Of The River2, 1911 | Sanders vom Großen Fluß, 1929 Sanders vom Großen Fluß, 2023 | 3 |
2 | The People Of The River, 1911 | Die Eingeborenen vom Strom [Kindle], 1929 Die Eingeborenen vom Großen Fluß, 2023 | 4½ |
3 | The River Of Stars, 1913 | Der Diamantenfluß, 1928 Diamantenfluß, 2023 — siehe Krimis; die Person Sanders kommt nur am Rande vor | 4 |
4 | Bosambo Of The River, 1914 | Bosambo vom Großen Fluß, 1926 Bosambo vom Großen Fluß, 2023 | 4½ |
5 | Bones. Being Further Adventures in Mr. Commissioner Sanders' Country, 1915 | Bones in Afrika [Kindle], 1928 Bones in Afrika (auch: Bones), 2023 | 5 |
6 | The Keepers Of The King’s Peace, 1917 | Hüter des Friedens, 1929 Bewahrer des königlichen Friedens, 2023 | 4½ |
7 | Lieutenant Bones, 1918 | Leutnant Bones [Kindle], 1927 Leutnant Bones, 2023 | 4½ |
8 | Bones in London3, 1921 | Bones in London, 1928 Bones in London, 2023 | 3 |
9 | Sandi the Kingmaker, 1922 | Sanders der Königsmacher, 1928 Sanders der Königsmacher, 2023 | 5 |
10 | Bones of the River, 1923 | Bones vom Strom, 1927 Bones vom Großen Fluß, 2023 | 4½ |
11 | Sanders, 1926 | Sanders, 1951 Sanders, 2023 | 5 |
12 | Again Sanders, 1928 | Am großen Strom, 1931 Nochmal Sanders, 2023 | 4½ |
Man kann nur staunen, wie detailliert Edgar Wallace in seinen Afrika-Romanen Lokalität und Mentalität der Gebiete beschreibt,
in denen die Handlung spielt. Er greift dabei mit Sicherheit auf eigene Erfahrungen aus seiner Zeit in Süd-Afrika und Belgisch-Kongo zurück. Dort war er zuerst im britischen Militär stationiert und arbeitete später kurz als Kriegsberichterstatter. Die Afrika-Romane spielen jedoch in einem nur vage zu lokalisierenden, mehr oder weniger fiktiven Gebiet von West-Afrika.
Bei den Erzählungen handelt es sich jeweils um Kurzgeschichten, in denen mehrere Personen, insbesondere der Hochkommissar Sanders, sowie etwa fünf Eingeborenenstämme immer wiederkehren. Die meisten dieser Geschichten kulminieren in einer Art Aufschluß oder substantieller Erkenntnis und haben daher den Charakter von Lehrparabeln. Dabei spielt der Gegensatz der europäischen Mentalität, vertreten durch Sanders, später auch seinen Assistenten Bones, zum Denken und Fühlen der Eingeborenen stets eine Schlüsselrolle.
Es gelingt dem Autor auf verblüffend hellsichtige Weise, Einblicke in afrikanische Gebräuche, Redeweise und Lebensstil zu eröffnen.
Die Eingeborenen werden nicht, wie wahrscheinlich einige voreingenommene Kritiker urteilen werden, klischeehaft und vorurteilsbeladen skizziert, sondern sie weisen das gesamte Spannungsfeld zwischen stumpfer Gläubigkeit und raffiniertem Verhandlungsgeschick auf.
Die Figur des Stammesfürsten Bosambo, die in den meisten Erzählungen vorkommt, ist ein gutes Beispiel für Wendigkeit, Geschicklichkeit und Klugheit, die es ihm ermöglicht, sich ständig neu auf wechselnde Machtverhältnisse und Auseinandersetzungen einzustellen.
Er ist der einheimische Gegenpart zu dem mit ihm befreundeten kühlen und erfahrenen Engländer Sanders, der im Spiel der Machtverhältnisse überragende Weitsicht und Ausgewogenheit verkörpert.
Im Verlauf der Serie wird neben Sanders und Bosambo die Figur des Leutnants Francis Augustus Tibbetts, genannt Bones, als Assistent von Sanders eingeführt. Er stellt eine echte Bereicherung der Erzählungen dar, denn die vorher doch recht düsteren, hart-realistischen und mit zahlreichen Gewalttaten und Intrigen gespickten Geschichten erhalten mit dieser komödiantischen Figur eine wohltuend unterhaltsame Note. Bones erscheint zumeist zu Beginn der Handlung töpelhaft, ungeschickt und respektlos, erweist sich dann aber als tatkräftiger und verläßlicher Helfer, wenn es um die Bereinigung und Auflösung von Stammesfehden und kriegerischen Auseinandersetzungen geht.
Auch hier, wie später in vielen seiner Krimis, zeigt Edgar Wallace seine Gabe, Humor in vielerlei Schattierungen, sowohl subtil als auch offen und direkt, in den Erzählfluß zu integrieren.
Siehe auch diese ergänzenden Überlegungen zu den Afrika-Romanen im FDF-Blog:
Deutscher Titel | Englischer Titel | Jahr | 1 |
---|---|---|---|
Die vier Gerechten | The Four Just Men | 1905 | 3 |
The Council of Justice | 1908 | 2 | |
Der Safe mit dem Rätselschloß (Der verteufelte Herr Engel) | Angel Esquire | 1908 | 3 |
The Nine Bears | 1910 | ||
Die vierte Plage | The Fourth Plague | 1913 | |
Grey Timothy | 1913 | ||
Kerry kauft London | The Man Who Bought London | 1915 | |
Die Melodie des Todes | The Melody of Death | 1915 | 4 |
Die Schuld des Anderen | A Debt Discharged | 1916 | 4 |
The Tomb of T’Sin | 1916 | ||
Die drei von Cordova | The Just Men of Cordova | 1917 | 4 |
Das geheimnisvolle Haus | The Secret House | 1917 | 4 |
Der Mann mit den zwei Gesichtern | The Strange Lapses of Larry Loman | 1917 | |
Die gebogene Kerze | The Clue of the Twisted Candle | 1918 | |
Der Derbysieger | Down Under Donovan | 1918 | 5 |
Der grüne Brand | The Green Rust | 1919 | 3½ |
Käthe und ihre Zehn | Kate Plus 10 | 1919 | |
Der Mann, der alles wußte | The Man Who Knew | 1919 | 0 |
Das Geheimnis der gelben Narzissen | The Daffodil Mystery | 1920 | 4 |
Die Todeskarte (auch: Treffbube ist Trumpf) | Jack O’Judgment | 1920 | 5 |
Das Gesetz der Vier | The Law of the Four Just Men; auch: Again The Three Just Men | 1921 | |
Der Engel des Schreckens | The Angel of Terror | 1922 | 54 |
Der rote Kreis (1931) | The Crimson Circle | 1922 | |
Richter Maxells Verbrechen | Mr Justice Maxell | 1922 | |
A. S. der Unsichtbare | The Valley of Ghosts | 1922 | 4 |
Die Seele des Anderen (auch: Geheime Mächte) | The] Captain[s] of Souls | 1923 | |
Das Geheimnis der Stecknadel | The Clue of the New Pin | 1923 | 5 |
Der grüne Bogenschütze | The Green Archer | 1923 | 2½ |
Die unheimlichen Briefe | The Missing Million | 1923 | |
Die toten Augen von London (1929) | The Dark Eyes of London | 1924 | |
Der Doppelgänger | Double Dan | 1924 | 4 |
Der gebildete Evans | Educated Evans | 1924 | 0 |
Das Gesicht im Dunkel | The Face in the Night | 1924 | 4 |
Zimmer 13 | Room 13 | 1924 | 5 |
Der Unheimliche | The Sinister Man | 1924 | |
Bei den drei Eichen | The Three Oaks Mystery | 1924 | |
Die blaue Hand | The Blue Hand | 1925 | 3 |
Töchter der Nacht | The Daughters of the Night | 1925 | 5 |
Der Frosch mit der Maske | The Fellowship of the Frog | 1925 | 5 |
Der Hexer | The Gaunt Stranger (The Ringer) | 1925 | |
Der Unhold | A King By Night | 1925 | |
Der sechste Sinn des Mr. Reeder | The Mind of Mr. J.G. Reeder
| 1925 | 4½ |
Die seltsame Gräfin | The Strange Countess | 1925 | 3 |
Der Rächer | The Avenger | 1926 | 4 |
Der schwarze Abt | The Black Abbot | 1926 | |
Der jüngste Tag | The Day of Uniting | 1926 | |
Die Tür mit den sieben Schlössern | The Door With Seven Locks | 1926 | 4½ |
Der Joker | The Joker | 1926 | |
Der Mann von Marokko | The Man From Morocco | 1926 | 4 |
Die Millionengeschichte | The Million Dollar Story | 1926 | 4 |
More Educated Evans | 1926 | ||
Nach Norden, Strolch! | The Northing Tramp | 1926 | |
Penelope von der »Polyantha« | Penelope of the Polyantha | 1926 | 3 |
Der viereckige Smaragd | The Square Emerald | 1926 | 3 |
Die Bande des Schreckens / Das Pack | The Terrible People | 1926 | 4½ |
Mary Ferrera spielt System | We shall see! | 1926 | 3 |
Die drei Gerechten | The Three Just Men | 1926 | 4 |
Die gelbe Schlange | The Yellow Snake | 1926 | 4 |
Großfuß | Big Foot | 1926 | |
Der Brigant | The Brigand | 1927 | 5 |
Gucumatz / Die gefiederte Schlange | The Feathered Serpent | 1927 | 4 |
Louba, der Spieler | Flat Two | 1927 | 4 |
Der Banknotenfälscher | The Forger | 1927 | 4½ |
Good Evans | 1927 | ||
Im Banne des Unheimlichen | The Hand of Power | 1927 | |
Der Mann, der seinen Namen änderte | The Man Who Was Nobody | 1927 | 4 |
Der Preller | The Mixer | 1927 | 5 |
Geheimagent Nr. 6 | Number Six | 1927 | 4 |
Der Zinker | The Squeaker / The Squealer | 1927 | 5 |
John Flack | Terror Keep | 1927 | 5 |
Das Verrätertor | The Triator's Gate | 1927 | 4 |
Das Steckenpferd des alten Derrick | The Double | 1928 | 4 |
Elegant Edward | 1928 | ||
Überfallkommando | The Flying Squad | 1928 | 4½ |
Hände hoch! | The Gunner | 1928 | 5 |
Der Redner | The Orator | 1928 | 5 |
Kurzkrimis, 1928 (zulu-ebooks.com)
| |||
Ein gerissener Kerl | The Twister | 1928 | |
Neues vom Hexer | Again the Ringer | 1928 | |
Das silberne Dreieck | Again the Three Just Men / The Law Of The Three Just Men | 1928 | 3½ |
Der unheimliche Mönch | The Big Four | 1929 | 3 |
The Black (8 Kriminalerzählungen | 1929 | ||
The Cat-Burglar (10 Kriminalerzählungen) | 1929 | ||
Circumstantial Evidence (10 Kriminalerzählungen) | 1929 | ||
Fighting Snub Reilly (8 Kriminalerzählungen) | 1929 | ||
The Cat-Burglar (10 Kriminalerzählungen) | 1929 | ||
Das Juwel aus Paris | For Information Received | 1929 | |
Planetoid 127 | |||
Forty-Eight Short Stories (48 Kriminalerzählungen) | 1929 | ||
The Cat-Burglar (10 Kriminalerzählungen) | 1929 | ||
The Ghost of Down Hill | 1929 | ||
Der Goldene Hades | The Golden Hades | 1929 | 2 |
Turfschwindel | The Green Ribbon | 1929 | 4 |
Das Gasthaus an der Themse | The India Rubber Men: Inspector John Wade | 1929 | |
Vier Kriminalgeschichten (zulu-ebooks.com)
| |||
Mr. Reeder weiß Bescheid | Red Aces and Other Stories
| 1929 | 3/4 |
Der unheimliche Mönch | The Terror | 1929 | |
Der Mann mit den zwei Gesichtern | The Man Who Changed His Name | 1929 | |
Der sentimentale Mr. Simpson | Sentimental Simpson | 1929 | |
The Lone House Mystery | 1929 | ||
The Queen of Sheba’s Belt | 1929 | ||
Klub der Vier (Kurzgeschichte) | 1929 | 3 | |
The Hand of Power | 1930 | ||
Silinski – Master Criminal: Detective T.B. Smith | 1930 | ||
The Thief in the Night | 1930 | ||
Der Teufel von Tidal Basin | White Face | 1930 | 4 |
The Iron Grip | 1930 | 4 | |
Der leuchtende Schlüssel | The Clue of the Silver Key | 1930 | 4 |
Die Gräfin von Ascot | The Lady of Ascot | 1930 | 3 |
Neues vom Hexer | The Ringer Returns / Again the Ringer | 1931 | |
Der Mann aus dem Carlton | The Man At The Carlton | 1931 | |
Feuer im Schloß | The Coat Of Arms / The Arranways Mystery | 1931 | 4 |
In den Tod geschickt | On the Spot: Violence and Murder in Chicago | 1931 | 4 |
Gangster in London | When The Gangs Came To London | 1932 | 4 |
Sergeant Sir Peter / Sergeant Dunn, C.I.D. | 1932 | ||
The Guv’nor / The Man Who Passed (Mr.-Reeder-Kurzromane) | 1932 | 4 | |
Der Mann im Hintergrund | The Shadow Man (siehe Mr. Reeder) | 1932 | 4 |
Das indische Tuch | The Frightened Lady | 1933 | 4 |
Lotterie des Todes | The Green Pack | 1933 | |
Der Teufelsmensch | The Devil Man | 1934 | |
Mr J. G. Reeder Returns | 1934 | ||
The Woman From The East | 1934 | ||
Der Mann, der seinen Namen änderte | The Man Who Changed His Name | 1935 | |
Der Fall Stretelli - Das Diamantenklavier (zulu-ebooks.com) | 2½ | ||
Erzählungen/Kurzromane (zulu-ebooks.com)
|
Mit Mr. Reeder hat Edgar Wallace eine interessante Person geschaffen, deren Charakter einige ungewöhnliche Facetten aufweist. Denn auch wenn Parallelen zu einem Sherlock Holmes sowie zu einem Pater Brown anzutreffen sind, ist diese Figur doch einzigartig.
Reeder ist scharfsinnig wie Sherlock Holmes, aber auch unscheinbar, bescheiden und das Gegenteil eines auftrumpfenden Detektivs, so wie Pater Brown. Seine Stärke besteht in gerade dieser Tatsache der Gewöhnlichkeit und der Untertreibung; damit täuscht er seine Gegner aus dem Milieu der Betrüger, Falschgelddrucker und Gewalttäter. Der Titel der Kurzgeschichte "The Green Mamba" beschreibt bildhaft die Wirkung, die dieser Mann ausübt: Die Mamba ist leicht zu übersehen und erscheint ungefährlich, schlägt dann aber überraschend und unerbittlich zu: sie tötet in Sekundenschnelle.
Nimmt man die Handlung der Reeder-Geschichten und -Romane als Ganzes, so zeigen sich weitere Charaktereigenschaften, die Reeder zu einer der sympathischsten, warmherzigsten Figuren aller Kriminallektüren werden lassen. Denn er ist aufopferungsvoll und voller Hingabe; wo man ihn zuerst als einen nüchternen Fallensteller einstuft, der logisch und rational kombiniert und entsprechend gegen seine Zielpersonen vorgeht, entpuppt er sich in Situationen, die ihm offensichtlich peinlich sind, als herzensguter Kamerad und fürsorglicher Helfer.
Auch diesmal wieder zeigt Edgar Wallace sein Talent für subtilen, feinen Humor. Reeder ist kein Übermensch, sondern wirkt ältlich, bieder und eher gehemmt. Seine Ausstrahlung ist melancholisch, und mitunter gibt er tiefsinnige Monologe zum besten, die bei den Anwesenden auf Stirnrunzeln und Herablassung stoßen. Die Erfolge von Mr. Reeder scheinen auf Zufall zu beruhen, und er selbst gibt sich Mühe, den eigenen Anteil am Erfolg zu verheimlichen. Dadurch kommt es zu Resultaten, bei denen die Gerechtigkeit quasi aus sich selbst heraus zu triumphieren scheint, und die überführten Kriminellen scheinen in Fallen zu tappen, die sie sich unwissentlich selbst gestellt haben. Wie bei den Pater-Brown-Erzählungen sieht es am Ende so aus, als hätte das Leben selbst zur Aufklärung der Verbrechen geführt.
Hier ist der Platz für eine energische Warnung:
Ich habe noch keine einzige Verfilmung eines Edgar-Wallace-Romans angetroffen, die einigermaßen den Büchern gerecht wird.
Die meisten überraschenden Wendungen und Auflösungen der in den Büchern enthaltenen Rätsel und Verwirrungen kommen in den Filmen nicht vor. Vermutlich weil sie, da meist recht intelligent und verblüffend angelegt, dem Kino- und (später Fernseh-) Zuschauer nicht zugemutet werden sollten.
Speziell die deutschen Verfilmungen, die massiv für die hierzulande weit überwiegende falsche Einschätzung des Autors verantwortlich sind, kann man nur unter die Rubrik "Klamauk" einordnen.
Vermutlich durch die Verfilmungen, aber auch durch die stereotype Wiederholung eines oberflächlichen, zumeist falschen Bildes hat Edgar Wallace in Deutschland das Image eines Schundautors erhalten, das ihm in keinster Weise gerecht wird. Es heißt dann zum Beispiel: "Die Krimigeschichten von Wallace sind gekennzeichnet von dem Gruseleffekt als Spannungsbringer." [Who's Who Lexikon] Daß viele Romane subtile, oft überraschend gefühlvolle und subtile psychologische Skizzen der Akteure enthalten, wird nirgends erwähnt — vermutlich weil es aufgrund der eigenen Plumpheit und des schematischen Denkens der Kommentatoren von diesen auch gar nicht wahrgenommen wird. Sein feinsinniger Humor wird ebenfalls nicht gewürdigt. Wallace verfügte offenbar über einen Reichtum an Lebenserfahrung und Weltkenntnis, der dem der meisten Leser überlegen war.
Komplett-Lesung von GLR.
Robert George Curtis war der Privatsekretär von Edgar Wallace. Beide trafen sich zum ersten Mal 1913, als Curtis für die Dictaphone Company arbeitete. Curtis hatte die Aufgabe, die Diktate von Wallace abzuschreiben, was er so schnell tat, daß er als schnellster Sekretär Englands bekannt wurde. Er begleitete Wallace auf seinen Reisen und wich ihm nur selten von der Seite.
Curtis' Biographie über Edgar Wallace bezeugt nicht nur ihren langjährigen engen Kontakt, sondern eine wahre und herzliche Freundschaft zwischen den beiden Männern. Das Werk ist sehr warmherzig und einfühlsam geschrieben und stellt die wohl beste Ergründung des Charakters und der Mentalität von Wallace dar. Es quillt über von Anekdoten, die den Lebensstil und die Arbeitsweise des berühmten Autors wunderbar illustrieren.
So zum Beispiel dessen Leidenschaft, bei Pferderennen zu wetten. Später versuchte er sich als Inhaber eines Stalls von Rennpferden, als Buchmacher und als Tippgeber. Wallace kostete das Leben voll aus und war sowohl bei seinen Wetteinsätzen als auch bei Anschaffungen derart bedenkenlos, daß er immer knapp am Bankrott vorbeischrammte. Kaum, daß er in Geldnot war, schrieb er mit unglaublicher Geschwindigkeit Geschichten, Romane oder Theaterstücke, um das benötigte Geld hereinzubekommen. In dem Buch erfährt man auch einiges über die Großzügigkeit des Kriminalschriftstellers, der, da er selbst Armut erfahren hatte, stets Bedürftigen und in Not Geratenen hilfsbereit entgegenkam, auch wenn er selbst knapp bei Kasse war.
Edgar Wallace hat seine spannendste Geschichte nicht geschrieben, er hat sie gelebt.
Robert G. Curtis
Wallace war in allem, was er tat, ein Spieler. Große Risiken übten auf ihn eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus; das große Geld lockte ihn; aber er sehnte sich mehr nach dem Nervenkitzel eines großen Abenteuers als nach dem Geld. Geld als solches interessierte ihn nicht wirklich.
Robert G. Curtis
Für Wallace bestand das Leben aus Nervenkitzel. Er liebte das Leben. Ich habe ihn sagen hören, daß er morgens nie aufwachte, ohne Gott zu danken, daß er am Leben war. Alles, was in der Welt geschah, war für ihn von großem Interesse. Er sah überall um sich herum Dramen, genoß es, mittendrin zu sein, und war dankbar für die Chance, die ihm jeder neue Tag bot, um sich erneut ins Leben zu stürzen.
Robert G. Curtis
1 Subjektive Bewertung von GLR: 0 (sehr schlecht/nicht beendet) → 5 (sehr gut)
2 Mit diesem ersten Afrika-Band startet Edgar Wallace sehr düster; bei den nachfolgenden Bänden mäßigt sich dieser Eindruck dann zunehmend. Zu Beginn dominiert das Thema der Grausamkeit, sowohl seitens der Eingeborenenstämme, als auch seitens des für die Kolonialmacht Großbritannien zuständigen Hochkommissars Sanders, der sich bemüht für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen, dabei aber auch vor harten Maßnahmen und Strafaktionen nicht zurückschreckt.
3 Dieser Band mit Bones gefällt mir weniger; die anderen sind sehr gut. Bones aus dem Urwald nach London zu versetzen paßt aus mehreren Gründen nicht. Einmal, weil sein Charakter vor der englischen Kulisse völlig verzerrt herüberkommt — als eine Art tölpelhafter Geschäftsmann, der aufgrund unwahrscheinlicher Zufälle am Ende doch immer wieder Erfolg hat. Außerdem, weil Bones nicht derselbe ist, sondern ein anderer. Die Szenen mit seinem ehemaligen Vorgesetzten Hamilton sind dann völlig danebengeraten, weil Bones plötzlich in einem ganz anderen Verhältnis zu diesem auftritt und die spannungsgeladene Ironie zwischen beiden, die die besondere Würze der anderen Romane ausmacht, hier komplett entfällt.
4 Überragender Kriminalroman, einer der besten, die ich je gelesen habe. Er bezieht seine Spannung (ganz im Gegensatz zu dem landläufigen Klischee, Edgar Wallace würde mit plumpen Gruseleffekten und Gewalt Spannung erzeugen) aus der Beschreibung eines der faszinierendsten psychologischen Verbrecherportraits, einer ungewöhnlich genialen und erfindungsreichen Frau, die äußerlich so engelhaft und unschuldig wirkt, daß nicht nur Männer, sondern auch Frauen auf sie hereinfallen.
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