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Wolfgang Amadeus Mozart

© Felix Alt | 9.5.2010

Deutscher Musiker und Komponist (1756–1791)

Das Wunderkind

Als Mozart am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren wurde, schien er bereits die Musik im Blut zu haben. Seine ungeheure Begabung fiel in eine Umgebung, in der sie sich perfekt entfalten konnte, denn sein Vater Leopold Mozart, der selbst Komponist war, erkannte das musikalische „Wunder“ in seinem Sohn und förderte es ehrgeizig. Mozart konnte Klavier und Violine spielen, kurz nachdem er laufen gelernt hatte. Schon als Vierjähriger war er wie in einer anderen Welt, wenn er sich mit Musik beschäftigte, er tauchte voll und ganz darin ein. Er saugte alles auf, was er zu hören bekam, und konnte selbst anspruchsvollste Kompositionen nach kürzester Zeit perfekt nachspielen. Es dauerte nicht lange, und Mozart nahm nicht nur Musik auf, sondern begann sie selbst zu erfinden, er hatte seine eigene Musik im Kopf und es drängte ihn sie auszudrücken. Seine ersten Musikstücke verfasste er bereits mit 5 Jahren.

Sein Vater hatte seine ganz eigenen Interessen und führte den jungen Mozart, auf ausgedehnten Reisen (Mozart besuchte nie eine Schule) durch viele Städte Europas dem Adel vor. Er organisiert regelrechte Experimentalshows, um seinen Sohn als Musikzauberer zu präsentieren und ihn ins Rampenlicht zu rücken. Bei solchen Veranstaltungen sollte er z.B. auf Zuruf aus dem Publikum über bestimmte Melodien oder Gefühle improvisieren, wozu er mit vollkommener Leichtigkeit im Stande war.

So sagt Joseph Haydn zu Mozarts Vater, nachdem er die ihm gewidmeten Streichquartette gehört hat: „…ich sage ihnen vor gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und den Nahmen nach kenne: er hat geschmack, und über das die größte Compositionswissenschaft.“ [1] Der 25 Jahre ältere Haydn war einer der ganz wenigen Komponisten, die Mozart wirklich bewunderte und zu dem er eine Freundschaft pflegte.

"...daß ich so zu sagen in der Musique stecke..."

Mozart schien immer, egal was er auch tat, in der Musik zu stecken, wie er es einmal selbst schrieb.[2] Sogar sein Vater, der ihn immer ehrgeizig zur Arbeit mit der Musik gedrängt hatte, fürchtete irgendwann, daß er die praktischen Dinge des Lebens dadurch zu verträumt anginge. So vergisst Mozart beispielsweise auf seiner ersten großen Reise, die er alleine unternimmt, alle Empfehlungen, Zeugnisse und Diplome, welche er unbedingt für die bevorstehenden Bewerbungen benötigt. Er war einfach zu gutgläubig, offenherzig und sorglos und wurde deshalb ständig Opfer von Intrigen.

Trotzdem war Mozart nicht arm, wie er gern dargestellt wird, er war zweifellos ein Großverdiener, aber er liebte es eben, das Geld in vollen Zügen auszugeben, u.a. für schöne Kleider und große Wohnungen, die er mit seiner Frau Constanze und seinen Kindern bewohnte.

Genau die Tatsache, daß er immer Kind blieb; seine frische, verspielte, freche, oft auch derbe und immer zu jeder Teufelei aufgelegte Art, schien dem direkten Ausdruck seines Innersten zu entsprechen. Diese Freiheit, Leichtigkeit und Unbeschwertheit ist überall in seiner Musik zu finden. So konnte es geschehen, daß er auch als Erwachsener, wie eine Anekdote berichtet, sich im schönsten Improvisieren am Klavier unterbrach, auffuhr und in seiner närrischen Laune, wie er es öfters machte, über Tisch und Sessel sprang, wie eine Katze miaute und wie ein ausgelassener Junge Purzelbäume zu schlagen begann. Er liebte es zu tanzen, zu flirten, vergnügte sich im Schützenverein und spielte leidenschaftlich Billard.

Das Spiel mit der Musik

Durch seine Fähigkeit, die innersten Gefühle und Sehnsüchte der Menschen zu sehen bzw. seine eigenen in Form von Tönen auszudrücken, - bei der gleichzeitigen Notwendigkeit, seine Musik auch verkaufen zu müssen - scheint er seine wahre Intention oft hinter einfachen, lieblichen Melodien zu „tarnen“. Er tut dies offenbar, um an dem oberflächlichen, kritischen Geschmack seiner Zuhörer vorbei zu schleichen und unbemerkt etwas in ihrem Herzen zu hinterlassen, etwas, was auf einer völlig anderen Ebene seine Wirkung entfaltet.

Seine „populäre Musik“ kommentiert Mozart selbst folgendermaßen: „Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht – sind sehr Brillant – angenehm in die ohren – Natürlich, ohne in das leere zu fallen – hie und da – können auch kenner allein satisfaction erhalten – doch so – daß die nichtkenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum." .[3]

Seine Leidenschaft, die Opern

Mozarts Leidenschaft bestand darin, Opern zu schreiben. Dort konnte er am besten zwischenmenschliche Beziehungen, Gefühle und Leidenschaft darstellen. Vor allem aber den Widerspruch aus dem, wie die Menschen gerne wären und wie sie tatsächlich leben, dem Publikum vermitteln. Er liebte es einfach Charaktere musikalisch zu porträtieren oder besser gesagt, zu karikieren. „Die Entführung aus dem Serail“, „Figaros Hochzeit“, „Cosi fan tutte“, „Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“ gehören noch heute zu den beliebtesten und am meisten aufgeführten Opern überhaupt.

Die Opernfigur Don Giovanni steht Mozart wohl am nächsten: der Abenteurer, der Verführer, der Freiheitsliebende, der sich über die engen Moralvorstellungen hinwegsetzt, um einfach aus vollem Herzen zu leben, egal was passiert.

Früher Kontakt mit dem Tod

Trotz seiner lebensfrohen Art drängen sich Mozart schon frühzeitig Gedanken über das Ende des Lebens auf. Er spricht vom Tod als seinem besten Freund mit dem er sich gut bekannt gemacht hat und sieht in ihm den Schlüssel zur Glückseligkeit. Gegen Ende seines Lebens fühlt er sich innerlich kalt und leer, das äußere Leben verliert für ihn mehr und mehr an Reiz, so schreibt er in einem Brief an seine Frau Constanze: „…wenn die Leute in mein Herz sehen könnten so müßte ich mich fast schämen – es ist alles kalt für mich, – eiskalt…“ und etwas später, „… ich kann Dir meine Empfindung nicht erklären, es ist eine gewisse Leere – die mir halt wehe thut, – ein gewisses Sehnen, welches nie befriediget wird, folglich nie aufhört – immer fortdauert, ja von Tag zu Tag wächst …“ [4]

Der Tod oder die Leere scheinen Metaphern zu sein für seine Ahnung, daß die Welt, die ihn umgibt, sowie die Persönlichkeit Mozart reine Täuschungen sind – und es aber etwas anderes gibt, etwas, womit er über die Musik immer in Verbindung stand, ja woher seine Musik immer zu kommen schien.

Das Requiem, über dem er am 5. Dezember 1791 mit gerade einmal 35 Jahren stirbt, drückt diese Verbindung in ergreifender Weise aus. Es bildet eine direkte Brücke und es öffnet einen Kanal für jeden, der bereit ist, sich darauf einzulassen.

Wirkung der Musik Mozarts

Die meist sehr feinen, einfachen, schönen und doch mehrdimensionalen Kompositionen strahlen vor allem Harmonie aus. Diese schwebende, kristallklare, freudig-schöne Leichtigkeit in vielen seiner Stücke geht direkt ins Herz und hinterlässt dort etwas Gesundes, Freies, Heilsames, Erhebendes. Es ist Medizin fürs Herz! Es entsteht eine sofortige Resonanz, das Herz versteht es und schwingt mit.

Mir scheint, seine Musik wirkt oftmals viel unscheinbarer und „harmloser“ als man denkt: einfach und zart, doch ihre Wirkung ist machtvoll und tief. Darin sehe ich das wirklich Wundervolle und Zauberhafte in seinen Kompositionen.

Auch habe ich beobachtet, daß Mozarts Musik provozierend, ja unerträglich auf jene wirken kann, die Probleme haben mit Einfachheit, Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Schönheit.

Fußnoten / Quellen

  1. Mitteilung Leopold Mozarts im Brief an seine Tochter 16. Feber 1785. MBA III. Nr. 847. 373, Z. 47 – 49.
  2. Wolfgang Amadeus Mozart. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1992, S.80
  3. Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Hg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum. / Basel 1962-1975 / Bd III, S.245
  4. Einstein, Alfred: „Mozart. Sein Charakter, sein Werk“. 2. Auflage Fischer Taschenbuch Verlag, S. 81

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